Vom angestellten zum eigenen Chef

Wenn alles anders wird…

Im Januar 2013 begann für den Chefredakteur Dr. Nikolaus Förster eine neu Ära: er kaufte seine Zeitschrift, das Unternehmer-Magazin „Impulse“ von Gruner&Jahr.
Er verwirklichte gleichzeitig mit diesem Schritt drei Ideen:

  • Die Abo-Prämien wurden abgeschafft. Er glaubt nämlich an den guten Journalismus und den Mehrwert, den sein Magazin den Kunden liefert. Warum also mit Uhren und Koffern oder anderem Ramsch locken. Inhalt zählt.
  • Anzeigen werden bei „Impulse“ nach Firmengröße berechnet. Je kleiner eine Firma, desto weniger muss sie zahlen. Dadurch sollen auch kleinere Firmen eine Chance bekommen, sich der attraktiven Zielgruppe der mittelständischen Unternehmer zu präsentieren. Für Unternehmer ein Mehrwert? In jedem Falle steckt eine Wertschätzung gegenüber den kleineren Unternehmen dahinter. Und Respekt vor dem Unternehmertum.

Das Entscheidende ist aber:

  • Er schreibt nicht nur über und für Unternehmer, er begibt sich mit Haut und Haaren selbst in die Rolle des Unternehmers. Das macht einen Unterschied.

Auf facebook lese ich: „Äußerlich hat sich scheinbar wenig verändert. Tatsächlich aber ALLES.“

Darüber wollte ich mehr erfahren und verabredete ein Gespräch.
Man misst mir kaum Bedeutung zu. Ich habe ja auch noch nicht mal ein Prozent der Leser, die Impulse aufweisen kann. 128000 sollen es sein.
Trotzdem werde ich dann empfangen und erfahre, was für den Jung-Unternehmer so anders geworden ist:
Alles, bis auf das Ergebnis.

Ein Job sei etwas, sagt Herr Förster, was man gut oder schlecht machen könne. Der Verdienst richte sich nach der Leistung, die man erbringe. Einen Job könne man wechseln. Ein unternehmerisches Engagement dagegen sei mit einer langfristigen Schuldverschreibung gleichzusetzen.
Ein Versprechen von Erfolg mit vielen unbekannten Faktoren.
Herr Förster macht nicht bloß einen Job. Er macht eine Zeitschrift. Seine Zeitschrift.

Die Mitarbeiter tun weiterhin ihren Job. Das Berufsethos treibt alle an.

Die Spannung, die das finanzielle Engagement mit sich bringt, übertrug sich durch Leistungsdruck in der Zeit der Umstellung auch auf das Team. Es musste nämlich nicht nur ein Umzug mit großer Einweihungsparty, sondern auch die Umstellung auf ein neues Redaktionssystem bewältigt werden, ohne dass auch nur eine Nummer ausfallen durfte. Für das Team, wie Dr. Förster eingesteht, eine „grenzwertige“ Belastung. Das dürfe nicht so weitergehen.

Die Mitarbeiter hatten unabhängig von ihrer Position die Möglichkeit, sich finanziell an dem Erfolg des neuen Verlages zu beteiligen. Sie können Gewinnanteile erwirtschaften, allerdings ohne die Möglichkeit, an der Firma selbst Anteile zu kaufen.

Der Gewinn lässt natürlich noch auf sich warten. Denn die Ideen müssen erst greifen und die Einrichtungskosten erwirtschaftet werden.

Die Art, wie die Zeitschrift gemacht wird, hat sich nicht geändert. Für eine Einzelkämpferin wie mich ist das unvorstellbarer Luxus. – So viel Personal!
Das bedeutet aber auch einen dicken Kostenblock. – Und das in einem schrumpfenden Markt!

Vor weniger als einem halben Jahr war die Zeitschrift einer unter den Wirtschaftstiteln von Gruner und Jahr. Leider ein kleiner, so dass der Kampf innerhalb des G+J Netzwerkes um die besten freien Journalisten auch nicht immer gewonnen werden konnte. Die alten Kontakte tragen aber noch.
Bei Vertrieb und Anzeigenverkauf setzt Dr. Förster weiter auf die Kompetenz seines Ex-Mutterkonzerns. Mit Krankenkassenbeiträgen und Wasserschäden muss er sich jetzt aber „alleine“ rumschlagen.

Über die Unternehmenskultur hätte man sich noch keine Gedanken machen können, sagt Dr. Förster. Vieles sei übernommen worden, wie zum Beispiel die offenen Teammeetings und die Themenfrühstücke.
Vieles sei jetzt aber auch anders, wie zum Beispiel die Möglichkeit, im Gemeinschaftsraum zu kochen.
Ich sehe mich im kahlen Gemeinschaftsraum um, und bin gespannt, wie es hier in ein paar Jahren aussehen wird.
Hier finde ich ein Bild für das, was sich für die Mitarbeiter verändert hat. Nicht die Zeitschrift, für die sie arbeiten, aber die Kultur, in die sie eingebunden sind: ein kahler Raum, der noch mit Leben gefüllt werden wird. Von jedem selbst und miteinander.

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