Messung informeller Netzwerke
Von Prof. Olaf Rank / Elisabeth Göhring
Prof. Rank vom Lehrstuhl für Organisation und Personal an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg visualisiert und analysiert informelle Netzwerke und kann damit Unternehmen helfen, ihre Neuorganisation erfolgreich umzusetzen.
Die Messung informeller Netzwerke erfolgt in der Regel durch Online-Befragungen, die den Beziehungen zwischen Mitarbeitern oder Teams wie beispielsweise Informationsflüssen nachspüren. Die befragten Personen geben an, von wem sie Informationen erhalten und an wen sie Informationen weitergeben. Es lässt sich so entdecken, welche Beziehungen einseitig oder gegenseitig sind. Vor allem ist aber interessant, inwiefern diese Netzwerke mit den geplanten Strukturen übereinstimmen.
Oftmals wird bei der Neuorganisation von Strukturen zu wenig darauf geachtet, dass alte Gewohnheiten nicht einfach abgelegt werden. Das bremst den Erfolg von Neuorganisationen.
Beispiel: ein neu etabliertes Mittleres Management wird in der Praxis übergangen. Alte Beziehungen bleiben erhalten. Das wiederum hat zur Folge, dass der entlastende Effekt für das Obere Management ausbleibt und das Mittlere Management frustriert wird.
Die tatsächlichen Kooperationsstrukturen wurden visualisiert, das Problem wurde erkannt und konnte konsequent angegangen werden.
Das Forscherteam um Professor Rank sucht nach Mustern in den Beziehungsgeflechten, die dann als Kultur bezeichnet werden können. Aber nicht alle Netzwerke lassen sich gut visualisieren.
Dass es einen Zusammenhang zwischen der Kultur einer organisatorischen Einheit und Performance geben kann, wies Professor Rank bei Untersuchungen von Vertriebsteams nach. Die Ausgangssituation war, dass es in mehreren Unternehmen erfolgreichere und weniger erfolgreiche Teams gab, deren formale Strukturen und Rahmenbedingungen allerdings identisch waren.
Eine Netzwerkanalyse ergab, dass der einzige Unterschied in den Kommunikationsgewohnheiten bestand. Die Mitarbeiter der erfolgreichen Teams teilten ihre Informationen freigiebig mit ihren Kollegen, so dass sie allen zur Verfügung standen. Die weniger erfolgreichen Teams gaben Informationen lediglich im direkten Tausch weiter.
Die Performance stieg, nachdem die Beteiligten sich angewöhnten, ihre Informationen nicht mehr als Privatwährung zu betrachten, sondern als das, was sie und das Team voranbringen wird.
Prof. Dr. Olaf Rank ist Inhaber des Lehrstuhls für Organisation und Personal an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Breisgau). Seine Arbeitsgebiete umfassen die Themen intra- und interorganisationale Netzwerke, Change Management und Reorganisation, Personal- und Organisationsentwicklung sowie strategisches HR-Management.
www.organisation.uni-freiburg.de